Düsseldorf (evdus). Wenn Musiktherapeut Elmar Vogt sein Klangboot aufstellt, staunen Menschen über die ungewöhnliche Konstruktion. Das mehr als zwei Meter lange Schiff hängt an vier Seilen dicht über dem Boden. An der Unterseite sind rund 20 Stahlsaiten gespannt. „Die sind alle gleichlang und auf denselben Ton gestimmt. So hat man immer nur einen Ton, und der ist aber doch sehr vielfältig,“ erklärt der Klangbootbetreiber.
In der Kapelle der Uni-Klinik Düsseldorf darf jeder Besucher die besondere Bootsfahrt machen. Umhüllt von einem Tuch und im Liegen spüren die Menschen die Vibration der Töne „Das ist ein feiner Impuls, der den Körper ausrichtet. Man ist letztlich Teil des Klangkörpers“, flüstert Vogt. Dann zupft er wieder die Saiten, und die Kapelle erfüllt ein tiefes exotisches Brummen. Die Wartenden auf den Stühlen versinken in Stille.
Die evangelische Klinikseelsorgerin Simone Bakus hat den Klangexperten eingeladen und musste dazu in die Kapelle ausweichen, „weil es nicht die entsprechenden Räume gibt in der Kinderklinik. Man kann das ja nicht mitten auf den Flur stellen oder in Krankenzimmer. Jetzt war die Seelsorgewoche, und da kann man ja ein bisschen experimentieren. Und die Leute sind sehr neugierig.“ Geduldig warten sie, bis das Klangboot für sie frei ist. Manche bleiben dort minutenlang liegen und steigen sehr entspannt wieder aus. Andere fühlen sich darin wie Menschen, die sich auf das Sterben vorbereiten. „Der Klang umschließt einen – es ist friedvoll, wie wenn man scheintot ist. Man will gar nicht reagieren auf das, was außen ist und wie in so einem Übergang – eine Bereitschaft wo hin zu gehen. Ich wollte jetzt nicht sterben, aber das tut eher gut. Man fühlt sich eins mit dem Klangboot.“
Verfasser: Andreas Vollmert
Hier der link zu einem akustischen Beitrag zum Klangboot-Angebot in der Kapelle der Uniklinik, ein Radiobeitrag für die Sendung „Himmel und Erde“ bei Antenne Düsseldorf.